Arten von Stress? Vielleicht fragen Sie sich gerade, ob es das gibt, wo Sie für sich "eigentlich immer nur gestresst fühlen". In der psychologischen Beratung schaue ich mit meinen Klienten gern und häufig auf die verschiedenen Arten von Stress. Die Erfahrung hat gezeigt, dass dies Klarheit schafft und beim Umgang mit dem eigenen Stress ganz enorm hilfreich ist.
Arten von Stress: Stress verstehen und in Balance bleiben
Was sind eigentlich die verschiedenen Arten von Stress? Stress begegnet uns täglich – doch nicht jede Anspannung ist gleich. Während einige Formen uns motivieren, anspornen, ja regelrecht pushen, lähmen uns andere Arten von Stress, zehren an unseren Kräften, treiben uns in den Burnout und machen uns auch körperlich krank.
Genau deshalb ist es so wichtig, die unterschiedlichen Stressarten zu erkennen: Nur wer weiß, was ihn antreibt und was ihn ausbremst, kann langfristig für eine gesunde Balance und damit gut für sein Wohlbefinden sorgen.
Wie Sie die verschiedenen Arten von Stress erkennen und welche das überhaupt sind, das erfahren Sie im folgenden Artikel:
Akuter Stress: Die Sofortreaktion
Kennen Sie das Gefühl, wenn plötzlich alles auf einmal passiert? Der Chef ruft an, wo er doch eigentlich nicht "da" ist. Das Telefon klingelt pausenlos und dann kommt eine Nachricht, dass Ihr Kind aus der Schule abgeholt werden muss, weil es sich nicht wohl fühlt. Ein verhexter Tag und Sie wissen nicht, wo Sie zu erst anfangen sollen.
Sie verlieren den Überblick und kommen außer Tritt. Sie spüren, wie Ihr Puls hochschnellt und die Gedanken rasen. Der Körper schüttet blitzschnell Stresshormone aus: Ihr Herz schlägt kräftiger, Sie atmen schneller, und die Muskeln spannen sich an – bereit, sofort auf „Kampf oder Flucht“ umzuschalten.
Dieser Alarmmodus ist so alt wie die Menschheit und hat durchaus seinen Sinn: In brenzligen Situationen können wir so schneller reagieren und "uns retten". Früher war diese Stressreaktion überlebenswichtig.
Aber 8-ung: Wenn dieser Zustand zu oft oder zu lange anhält, fängt er an, an unseren Kräften zu zehren. Genau deshalb lohnt es sich, hin und wieder die Pausentaste zu drücken – sei es durch tiefes Durchatmen, eine kleine Dehnübung oder einfach eine Minute, in der wir bewusst gar nichts tun. Indem wir uns erlauben, für einen Moment zu entspannen, signalisieren wir unserem Körper, dass der Alarm wieder auf „Aus“ gestellt werden darf. So bleiben wir nicht dauerhaft im Hochstress-Modus stecken und geben uns selbst die Chance, neue Energie zu tanken.
Chronischer Stress: Wenn die Belastung nicht nachlässt
Fühlen Sie sich manchmal, als würden Sie ständig unter Strom stehen – und das ohne Pause? Vielleicht liegt es an
immer neuen Anforderungen im Job, finanziellen Sorgen oder anhaltenden Konflikten, die einfach nicht verschwinden wollen. Prüfen Sie, ob das nicht chronischer Stress ist.
Chronischer Stress entsteht, wenn wir über längere Zeit das Gefühl haben, alles gleichzeitig bewältigen zu müssen, ohne je wirklich durchatmen zu können. In diesem Dauerzustand fährt der Körper permanent auf Hochleistung – die Stresshormone bleiben auf Hochtouren, unser Herz schlägt schneller, und wir fühlen uns regelrecht blockiert.
Mit der Zeit kann dieser Dauerstress spürbare Folgen für Körper und Geist haben. Viele Menschen sind zum Beispiel:
gereizt,
schlafen schlechter und
können sich kaum konzentrieren.
Auch körperliche Beschwerden wie u.a.
Verspannungen oder
Magenprobleme häufen sich.
Während akuter Stress gelegentlich sogar hilfreich sein kann, ist chronischer Stress in der Regel deutlich schädlicher: Er zehrt Tag für Tag an Ihrer Kraft und lässt Ihnen kaum die Möglichkeit, neue Energie zu tanken. Deshalb ist es so wichtig, schon früh gegenzusteuern und für ausreichend Erholungsphasen zu sorgen – sei es durch bewusste Entspannung, Bewegung oder das Gespräch mit vertrauten Menschen. So lässt sich dem Dauerstress rechtzeitig der Wind aus den Segeln nehmen.
Ein Beispiel:
Claudia ist Mama von zwei wundervollen Kindern. Seit die Jüngste in den Kindergarten gekommen ist, geht Claudia 25 Stunden in der Woche arbeiten. Ihr Job macht ihr Freude und sie möchte gern, trotz der Kinder, im Job am Ball bleiben. Ihr Mann Thorsten arbeitet in einer leitenden Position und ist beruflich stark eingebunden. Er bringt die Kinder morgens auf dem Weg zur Arbeit in die Schule bzw. den Kindergarten, und an zwei Abenden in der Woche zu Bett.
Vor 7 Monaten ist Claudias Papa überraschend verstorben. Claudias Mutter leidet sehr unter dem Verlust und hat große Schwierigkeiten sich mit der Situation abzufinden. Als einzige Tochter springt Claudia nun oft ein, wenn ihre Mutter sich einsam fühlt oder auch ganz praktische Unterstützung braucht. Wirklich um ihren Vater hat Claudia nicht getrauert. Sie hat vom ersten Tag an ihrer Mutter beigestanden und hat "nebenbei" alle ihre Aufgaben erledigt.
Seit mehr als 5 Monaten schläft Claudia nun schlecht und wacht morgens wie gerädert auf. "Es nutzt ja nichts" ist ihr Motto für den Start in den Tag. Auf der Arbeit kann sie sich nur schlecht konzentrieren und sowohl den Kindern, als auch ihrem Mann gegenüber ist sie oft ungeduldig und gereizt. Bevor Claudia zu mir in die psychologische Beratung online kam, war sie bei diversen Fachärzten bzgl. ihrer anhaltenden Bauchkrämpfe. Körperlich ist Claudia gesund, dennoch fühlt sie sich krank und erschöpft.
Arten von Stress, die positiv wirken: Eustress
Stress muss nicht immer nur belasten. Es gibt durchaus Momente, in denen wir die Anspannung als motivierend und sogar beflügelnd empfinden. Vielleicht kennen Sie das aus Situationen, in denen Sie kurz vor einer wichtigen Präsentation stehen oder sich auf eine sportliche Herausforderung vorbereiten. In diesen Augenblicken macht sich zwar Lampenfieber bemerkbar, aber gleichzeitig fühlen wir uns angespornt, konzentriert und voller Tatendrang.
Genau das ist Eustress – eine Form von Stress, die uns voranbringt und stärkt. Sie erkennen ihn daran, dass Sie sich zwar gefordert fühlen, dabei aber trotzdem ein gewisses Kribbeln der Vorfreude verspüren.
Statt sich ausgelaugt zu fühlen, gibt Ihnen Eustress das Gefühl, Dinge schaffen zu können und zu wollen. Die Balance ist jedoch entscheidend: Bleibt dieser Antrieb zu lange auf Höchststufe oder kehrt sich ins Negative um, kann selbst Eustress zu viel werden. Achten Sie deshalb auf Ihre innere Stimme und gönnen Sie sich immer wieder kleine Pausen. So bleiben Sie im förderlichen Bereich so profitieren von den positiven Effekten dieses „guten Stresses“.
Arten von Stress, die negativ wirken und uns überfordern: Distress
Unter den verschiedenen Arten von Stress gehört der Distress zu jenen Formen, die uns regelrecht lähmen können. Vielleicht haben Sie das schon einmal erlebt: Der Arbeitsalltag türmt sich auf, persönliche Krisen rauben Ihnen den Schlaf, und irgendwann fühlt sich jede noch so kleine Aufgabe an, als würde sie Sie weiter in einen Strudel der Überforderung ziehen.
Die Grenze zwischen einer gesunden Herausforderung und schädlichem Druck ist oft hauchdünn. Anfangs scheint das Pensum noch irgendwie machbar, doch sobald wir uns dauerhaft kraftlos und überfordert fühlen, ist klar: Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem Distress dominiert.
In solchen Momenten empfehle ich dringend auf die Bremse zu treten. Es ist an der Zeit gezielt gegenzusteuern. Sei es durch bewusste Auszeiten, Gespräche mit vertrauten Menschen oder auch professionelle Unterstützung. Nur so lässt sich langfristig verhindern, dass diese negative Art von Stress Ihre Kraftreserven völlig aufbraucht.
Emotionale Arten von Stress: Wenn Gefühle belasten
Neben den rein körperlichen oder externen Auslösern gibt es auch Arten von Stress, die tief in unserer Gefühlswelt wurzeln. Vielleicht haben Sie das schon einmal erlebt: Ein Streit in der Partnerschaft nimmt Ihnen den Schlaf, der Verlust eines geliebten Menschen hinterlässt ein lähmendes Gefühl der Trauer, oder Schuldgefühle nagen so sehr an Ihnen, dass Sie sich kaum auf den Alltag konzentrieren können. All diese emotionalen Belastungen können uns regelrecht blockieren und großen Einfluss auf unser Wohlbefinden haben.
Gerade weil dieser Stress oft still und schleichend entsteht, ist es wichtig, ihm genug Aufmerksamkeit zu schenken. Gefühle wollen wahrgenommen und nicht verdrängt werden. Was kann helfen, wenn die Emotionen zu viel werden? Manchmal tut es gut, sich einer vertrauten Person anzuvertrauen, die eigene Situation laut auszusprechen oder professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Auch kreative Ausdrucksformen wie Tagebuchschreiben oder Zeichnen können Entlastung bringen. Auf diese Weise geben Sie Ihren Gefühlen Raum und verhindern, dass sich dieser emotionale Stress ins Unermessliche steigert.
Physische Arten von Stress: Die Belastung des Körpers
Zu den verschiedenen Arten von Stress zählt auch der Stress, der durch rein körperliche Faktoren ausgelöst wird. Ich hatte im letzten Jahr einen Klienten, der sich von seiner Partnerin getrennt hatte. Um wieder "in Form" zu kommen, hat er sich intensiv dem Sport verschrieben. In jeder freien Minute ist er entweder gejoggt, war auf dem Rad oder im Fitnessstudio. Nach 6 Monaten war er völlig geschafft. Sein Körper wollte nicht mehr, er war erschöpft. Er fühlte sich ständig müde und kraftlos. Der Dauerstress-Modus, den er seinem Körper zugemutet hatte, war zu viel. Sein Körper hat nach einer Pause "gerufen".
Die Warnsignale unseres Körpers sind da, um uns zu schützen – doch oft überhören wir sie, weil wir glauben, noch durchhalten zu müssen. Wenn Sie sich regelmäßig ausgelaugt fühlen, Muskel- oder Gelenkschmerzen haben oder einfach nie richtig zur Ruhe kommen, ist es höchste Zeit, einen Gang runterzuschalten. Manchmal genügen schon kleine Veränderungen: Gönnen Sie sich bewusste Erholungsphasen, gehen Sie rechtzeitig zum Arzt oder passen Sie Ihren Trainingsplan an. So bekommt Ihr Körper die Chance, sich zu regenerieren und neue Energie zu tanken.
Umweltbedingte Arten von Stress: Die Macht der Umgebung
Ob Lärm, stickige Luft, laute Musik oder überfüllte Straßen – viele äußere Faktoren können unser Wohlbefinden beeinflussen und damit verschiedene Arten von Stress auslösen. Natürlich ist das so individuell, wie wir selbst, allerdings erlebe ich oft, dass meine Klienten diese Art von Stress nicht wirklich wahrnehmen.
Vielleicht kennen Sie das Gefühl, wenn Sie im Berufsverkehr feststecken und ständig Hupen hören, während Ihnen die Hitze im Auto zusetzt. Schnell merkt man, wie die Nerven sich anspannen, ohne dass man etwas dagegen tun kann. Auch im Büro machen hohe Temperaturen oder schlechter Geruch manchen Arbeitstag zur Herausforderung.
Schon Kleinigkeiten können hier Besserung bringen: Vielleicht entlasten Sie Ihre Ohren mit geräuschdämpfenden Kopfhörern oder sorgen für regelmäßiges Lüften, um die Luftqualität zu verbessern. Auch eine bewusst gestaltete Umgebung, sei es zu Hause oder am Arbeitsplatz, kann entscheidend dazu beitragen, den Stresspegel zu senken. Indem Sie beispielsweise Pflanzen für ein besseres Raumklima aufstellen, angenehme Lichtquellen wählen oder kleine Ruheinseln schaffen, geben Sie Ihrem Körper und Geist die Chance, sich zu entspannen. So behalten Sie selbst in einer noch so reizüberfluteten Umwelt eher einen klaren Kopf.
Soziale Arten von Stress: Wenn Beziehungen belasten
Kennen Sie das Gefühl, von den Erwartungen anderer regelrecht erdrückt zu werden. Ob Konflikte in der Familie, überzogene Ansprüche im Freundeskreis oder gesellschaftlicher Druck durch Social Media – zwischenmenschliche Beziehungen können eine immense Quelle für verschiedene Arten von Stress sein.
Meine Klientin Elke ist hier ein gutes Beispiel. Elke kam zu mir in die psychologische Beratung, weil sie psychische und physische Beschwerden hatte, die sie sich einfach nicht erklären konnte. "In meinem Leben ist alles so, wie ich es mir wünsche. Ich verstehe nicht, warum es mir so schlecht geht".
Im Laufe unseres Erstgesprächs sind wir auf Elkes Freundeskreis zu sprechen gekommen. Elke hat eine alte Freundin, die sie regelmäßig trifft. Das tut sie allerdings nur noch aus dem Grund, weil sie sich ihr verpflichtet fühlt. Eigentlich will sie das gar nicht mehr. Die Frau sei so negativ und hat sich so weit von ihr weg entwickelt. "Es ist keine Freundschaft mehr, ", so erklärt mir Elke, "irgendwie bin ich schon angespannt, wenn das Telefon klingelt und sie anruft. Es ist ein ungutes Gefühl, das da entsteht. Ich kann es schlecht beschreiben."
Um sozialen Stress zu minimieren, lohnt es sich, ehrlich mit sich selbst zu sein und bewusste Grenzen zu setzen. Das kann bedeuten, klare Worte zu finden, wenn Ihnen etwas zu viel wird, oder auch einmal auf „Offline-Modus“ zu schalten, wenn soziale Medien Sie belasten.
Wichtig ist, dass Sie auf Ihre innere Stimme hören: Erlauben Sie sich, sich von Menschen oder Situationen zu lösen, die Ihnen dauerhaft schaden. Oft reicht schon ein kleiner Perspektivwechsel, um mehr Gelassenheit zu gewinnen und den Druck sozialer Erwartungen zu mindern.
Traumatische Arten von Stress: Extrembelastungen für die Psyche
Manche Erlebnisse können so tief erschüttern, dass unser gewohntes Lebensgefühl komplett aus den Fugen gerät. Ob es sich um einen schweren Unfall, körperliche Gewalt oder andere extrem belastende Situationen handelt – oft reagieren Körper und Seele mit heftigen Symptomen, die weit über gewöhnliche Anspannung hinausgehen. Man spricht dabei von traumatischem Stress, weil er unser Inneres grundlegend durcheinanderwirbelt und uns das Gefühl von Sicherheit nimmt.
Warum wiegt traumatischer Stress so schwer? Weil selbst vermeintlich kleine Auslöser danach heftige Erinnerungen oder Angstreaktionen hervorrufen können. Schlafstörungen, dauernde innere Unruhe oder das ständige Gefühl, „auf der Hut“ sein zu müssen, sind nur einige Beispiele. Der Weg zur Heilung ist oft kein Sprint, sondern ein behutsamer Prozess.
Wenn Sie betroffen sind: Lassen Sie traumatischen Stress nicht unbearbeitet und sprechen Sie unbedingt mir Ihrem Arzt. Suchen Sie sich Hilfe!
Warum die Unterscheidung der Arten von Stress entscheidend ist
Stress gehört zum Leben – doch jeder von uns erlebt ihn auf ganz eigene Weise. Während einige Menschen Stress im Job locker wegstecken, fühlen sich andere bereits durch kleine Konflikte oder körperliche Belastungen aus der Bahn geworfen. Genau deshalb ist es so wertvoll, die verschiedenen Arten von Stress zu unterscheiden: Indem Sie erkennen, ob Sie akuten, emotionalen oder gar traumatischen Stress durchleben, können Sie gezielt ansetzen und passende Strategien finden, um besser damit umzugehen.
Das Bewusstsein für die eigenen Stressfaktoren ist der erste Schritt in Richtung Selbstfürsorge. Oft hilft es schon, sich kleine Auszeiten zu gönnen, die eigenen Bedürfnisse ernster zu nehmen oder sich mit einer vertrauten Person auszutauschen.
Doch manchmal reicht das nicht aus, weil die Belastung so groß ist, dass sie den Alltag massiv beeinträchtigt. In solchen Fällen kann psychologische Beratung Ihnen einen wertvollen Raum bieten, um Ihre Empfindungen zu sortieren und individuelle Lösungswege zu entdecken.
Zögern Sie nicht, Unterstützung zu suchen, wenn Sie merken, dass Ihr Stress Sie dauerhaft auslaugt oder Sie immer wieder in die gleiche belastende Situation geraten. Eine professionelle psychologische Beratung oder Therapie kann Ihnen helfen, neue Perspektiven zu gewinnen und die Weichen für ein gesundes, achtsames Leben zu stellen. Geben Sie sich selbst die Erlaubnis, gut für sich zu sorgen – schließlich verdienen Sie ein Leben, in dem Sie Ihre Energie in positive Richtungen lenken können.
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